Bildquelle: https://www.wxcharts.com/?dataset=ecmwf_op®ion=EUR_NA&element=max_gustkph&run=00&dtg=2025-12-22T00%3A00%3A00Z&meteoModel=ecop&ensModel=eceps&chartRun=0&lat=47.5&lon=12.05
Die neuesten Modellläufe des ECMWF sorgen derzeit für einiges an Aufmerksamkeit. Der 00z-Hauptlauf zeichnet ein sehr aktives Sturmfeld über dem Nordatlantik, genau zum Zeitraum rund um den 4. Advent.
Auch wenn es sich um eine mittelfristige Prognose handelt, sind die simulierten Strukturen bemerkenswert und meteorologisch hochinteressant.
Extrem tiefe Tiefdruckkerne über dem Atlantik
Der ECMWF zeigt mehrere starke bis sehr starke Tiefdruckgebiete, deren Kerne teilweise unter 950 hPa fallen könnten. Solche Werte sind typisch für ausgeprägte Atlantik-Orkantiefs, die eine enorme Winddynamik entwickeln.
Die Modelle simulieren dabei:
* Großflächige Windfelder mit 130–180 km/h über dem offenen Ozean
* Vereinzelt auch sogenannte Sting-Jet-Strukturen, die in seltenen Fällen Böen über 200 km/h erzeugen können
* Eine ausgesprochen zyklonale Westlage, die energiereiche Luftmassen aus Kanada, Grönland und dem subtropischen Atlantik zusammenführt
Solche Konstellationen deuten auf einen hoch aktiven Jetstream hin, der sich zu diesem Zeitpunkt stark verstärkt.
Wie weit könnte das Europa betreffen?
Die spannende Frage lautet:
Bleiben die Orkantiefs über dem Atlantik, oder greift eines davon auf Europa über?
Der aktuelle 00z-Lauf des ECMWF zeigt eine deutlich dynamischere Lage als der vorherige 12z-Lauf:
Die blockierenden Hochs über Osteuropa und Russland schwächen sich ab dem 3. Advent allmählich ab.
Gleichzeitig verstärkt sich das Azorenhoch.
Dadurch entsteht eine Telekonnektion, die den Atlantik wieder freier atmen lässt.
Die Folge wäre ein klassisches Westwetter-Muster, bei dem Tiefdruckgebiete ungehindert in Richtung Europa ziehen können.
Ob sie allerdings mit voller Stärke das Binnenland erreichen oder sich vorher abschwächen, ist noch offen.
Große Druckgegensätze, viel Energie in der Atmosphäre
Im ECMWF-Ensemble fällt vor allem eines auf:
Die Druckdifferenzen zwischen Azorenhoch und Atlantiktiefs nehmen wieder deutlich zu.
Zwischen dem 3. und 4. Advent lässt das Modell immer wieder Isobarenabstände von rund 970 hPa entstehen, ein klares Zeichen für kräftige Windfelder.
Was zeigt die Karte?
Die Windböenkarte (bis 360 Stunden) macht die Modellidee gut sichtbar:
Rot (70–100 km/h): Starke bis stürmische Böen
Violett (100–130 km/h): Schwerer Sturm
Braun (130–180 km/h): Orkanböen
>200 km/h: Extremwerte, nur über dem Ozean und in Verbindung mit Sting-Jet-Bereichen simuliert
Über Westeuropa, den Britischen Inseln und Teilen Skandinaviens deutet sich ein sehr turbulenter Wetterabschnitt an. Für Mitteleuropa bleibt die Lage interessant, aber noch unsicher.
Was bedeutet das für uns im Alpenraum?
Für Österreich, Bayern und die Alpen ist ein direkter Orkandurchzug noch nicht absehbar.
Aber:
Die Westlage könnte milde Atlantikluft nach Mitteleuropa lenken.
Es wären stürmische Phasen möglich, besonders am Alpenrand und in exponierten Lagen.
Gleichzeitig bliebe der Alpenraum wetteraktiv mit wechselhaften, nassen bis winterlichen Impulsen.
Die eigentliche „Sturmzone“ liegt aber weiterhin über dem offenen Atlantik.
Zusammegefasst: Eine hochdynamische, aber noch unsichere Entwicklung!
Der ECMWF zeigt für die Adventszeit ein außerordentlich aktives Atlantikszenario, das möglicherweise mehrere Orkantiefs produziert.
Ob und wie stark Europa betroffen sein könnte, entscheidet sich erst in den kommenden Modellläufen.
Meteorologisch betrachtet ist es jedoch eine sehr spannende Lage, die man unbedingt weiterverfolgen sollte!